[VN] Der Jubilar bangt um die Lizenz
von veröffentlicht am 25.02.2014 08:57
Mängelliste im Reichshofstadion lässt bei Austria Lustenau die Alarmglocken schrillen.
Fussball. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr (100 Jahre) zeichnen sich dunkle Wolken ab. Wie ein Damoklesschwert schweben die aktuelle Mängelliste im Reichshofstadion sowie die klaren Infrastruktur-Auflagen in den Lizenzbestimmungen der Bundesliga über der Lustenauer Austria. Die Vorgaben sind klar geregelt, auch „um den Fußball in Österreich weiterzubringen“. Das sagt Hubert Nagel nicht nur als Austria-Präsident, sondern auch als Mitglied des Aufsichtsrats der Liga. Einmal in Fahrt, legt der 62-Jährige so richtig los. Die Zeit sei gekommen, um alle wachzurütteln, denn: „Fakt ist, dass das Reichshofstadion beim Ligatest 16 Auflagen nicht erfüllt. Damit liegen wir in der Rangliste der 20 Profivereine abgeschlagen an letzter Stelle. Das heißt nicht zwangsläufig, dass ich mit allen Klubs das Stadion tauschen würde, aber es zeigt, dass die Problematik inzwischen eine dramatische ist.“ Zu guter Letzt werfe auch die geplante Rheinregulierung ihre Schatten voraus. Für die Austria wären die Baumaßnahmen gleichbedeutend mit dem Verlust der Trainingsplätze im Rheinvorland. Als frustrierend empfindet Nagel in diesem Zusammenhang vor allem, dass seitens der Gemeinde keine Vorsorge getroffen wurde, um zeitgerecht andere Trainingsplätze für den Nachwuchs zur Verfügung zu stellen. „Hier geht es ja nicht nur um die Austria, es betrifft auch den FC. Beide Vereine zusammen haben ca. 500 Nachwuchsspieler in ihren Reihen. Das muss man sich einmal vorstellen.“
100 Jahre nach der Klubgründung, 52 Jahre nach dem unfreiwilligen „Auszug“ aus dem Blumenau-Platz und nach 20 Jahren im Profifußball übertönt die Stadionfrage in Lustenau wieder die sportlichen Fragen. Drei Tage vor dem Rückrundenstart interessieren nicht die erneute Operation von Wal Fall (21) am Sprunggelenk, die Erkrankung von Jailson (29) oder der Trainingsgast Murad Gerdi (27). Die Frage nach dem Fortbestand des Jubilars, der im Sommer mit Österreichs Meister RB Salzburg den 100er begehen möchte, steht im Mittelpunkt. Die Antwort darauf gibt spätetestens der Senat 3 bei der Lizenzvergabe.
Kein neues Thema
Die Stadion-Problematik ist nicht neu, doch nun braucht und fordert Nagel endlich eine Entscheidung seitens der Politik. „Wir als Klub müssen wissen, was auf uns zukommt“, sagt Lustenaus Präsident – und schießt nach: „Lieber eine Absage als gar keine Entscheidung. Sollen sie (Anm. d. Red.: die Politiker) doch sagen, sie wollen keinen Spitzenfußball. Das wäre traurig, aber dann wüssten wir Bescheid.“
Ungeachtet dessen betreibt die Austria weiter ihre Pläne für ein neues Stadionprojekt. Diesbezüglich wartete der Klubchef erstmals auch mit konkreten Zahlen auf:
„Die dringendste Investition im Reichshofstadion *würde das Flutlicht betreffen. Eine Million Euro würde die Erneuerung für TV-Tauglichkeit kosten.“
„Eine Studie der Firma Zima geht von Kosten von 19 Mill. Euro aus. Ich glaube, dass wir mit 15 Mill. Euro auskommen würden. Die Austria braucht keinen Luxus, sondern ein funktionstüchtiges Stadion.“
Gemeinde will helfen
Zustimmung in Sachen rasche Entscheidungsfindungkommt auch von Grünen-Sportsprecher Bernd Bösch. Allerdings will der Lustenauer auch die Austria nicht ganz von der Schuld freisprechen. „Seitens der Gemeinde haben wir noch zu der Zeit, als die Austria um den Titel und der FC in der Liga mitspielte, eine Studie in Auftrag gegeben. Eine solche brauchen wir als Entscheidungsgrundlage. Das nun vorliegende, nicht ganz fertige Konzept von Zima wurde uns erst vor zehn Tagen übermittelt.“ Er hoffe, nun ehestmöglich die Endfassung in den Fraktionen präsentieren zu können. Noch bis Sommer soll dann eine Entscheidung fallen. „Das Schlimmste wäre, in das Reichshofstadion zu investieren und dann doch neu bauen zu müssen.“ Dennoch werde man seitens der Gemeinde, so Bösch, schauen, dass die Austria in Lustenau weiterspielen kann. Dafür, etwa für dringende bauliche Maßnahmen wie einen neuen Kameraturm, sei auch Geld in der Kasse. Kein Hehl macht Bösch aber daraus, dass auch er in Richtung neues Stadion tendiert.